Cliff
Zwerg
Ein heißes Thema, dass mich grundsätzlich schon seit Jahren begleitet. Hierzu sei erwähnt, dass ich als Sozialpädagoge in einem Jugendzentrum arbeite und hier auch mit der Thematik „Transgender“ unmittelbar zu tun habe.
Seit etwas mehr als fünf Jahren ist dieses Thema auch in meiner Arbeit mit jungen Menschen präsent und hier insbesondere bei jungen Frauen im Alter von 14 bis 18 Jahren. Grundsätzlich gehört es zu meiner Arbeit das Gegenüber zunächst in seiner eigenen Wahrnehmung, Gefühlswelt und Lebenswelt anzunehmen und dies möglichst ohne Wertung.
Allerdings beobachte ich auch eine Art „Trend“ und dies möge nicht falsch verstanden werden, der dazu führt, dass junge Menschen sich aufgrund unterschiedlichster Gründe zu einer bestimmten „Szene“ zugehörig fühlen. Nicht selten entsteht der Eindruck, dass dies nicht unmittelbar aus einer elementaren Geschlechtsproblematik heraus entsteht, sondern vielmehr wie eine Art Individualisierung. Salopp und frech formuliert: „Jeder möchte irgendwie ein Einhorn sein!“
Es gestaltet sich somit, wie in vielen menschlichen Bereichen, schwierig, an dem Thema konkret zu arbeiten und oft bleibt einem nur eine prozessorientierte und vorsichtige Begleitung, bei dem man auf Augenhöhe miteinander kommuniziert.
Zunehmend sehe ich aber auch eine überproportionale Steigerung von „persönlichen Diagnosen“ und Selbstbeschreibungen. Begriffe wie transfluid, non-binär, transgender, genderqueer usw. tauchen inflationär auf und ich muss irgendwie ständig Wörter nachschlagen.
Huch… nun bin ich aber doch weit abgeschweift und dennoch war es mir wichtig, das Thema in dieser Form zu beginnen, um meine Motivation für diese Thematik darzulegen.
Im Zuge der Recherche bin ich dann unweigerlich auf J. K. Rowling und die heiße Debatte gestoßen, allerdings hat mich die Diskussion in vielerlei Hinsicht (noch mehr) irritiert und verwirrt. Es fiel mir sichtlich schwer, hier eine klare eigene Haltung zu finden und selbst nach vielen gelesenen Artikeln unterschiedlichster Herkunft bin ich immer noch etwas hin- und hergerissen!
J. K. Rowling hat sich mehrfach in die Debatte um Transmenschen eingemischt und hierbei aus meiner Sicht eigentlich (nur) eine kritische Haltung eingenommen, allerdings wurde ihr von vielen Seite Transfeindlichkeit oder gar Transphobie vorgeworfen.
Und genau hier hänge ich fest… Jede Seite beharrt auf ihren Standpunkt, es werden Tweets bis auf das letzte Komma seziert, Likes von angeblich fragwürdigen Posts aufgeführt und Aussagen mit Inhalten aufgeladen, die ich nicht unmittelbar nachvollziehen kann.
Also eins scheint mir persönlich klar zu sein: J. K. Rowling ist aufgrund eigener Erfahrungen eine sehr ideologische Feministin und vor allem Schutzräume für Frauen liegen ihr am Herzen. Das ist soweit auch vollkommen in Ordnung, aber nun kommen die Transmenschen ins Spiel. Darf ein biologischer Mann diese Schutzräume betreten, wenn er sich als Frau identifiziert? Hier scheint J. K. Rowling eine sehr klare, vielleicht aber auch übertriebene, Haltung zu haben.
Vermutlich ist dieses Thema, wie so viele aktuelle Themen, von Anfang bis Ende viel zu sehr aufgeladen und beide Seiten bekleckern sich bei der Debatte nicht mit Ruhm. Es entsteht der Eindruck, als ginge es heutzutage nicht mehr um eine Diskussion auf Augenhöhe, sondern vielmehr um „Recht haben“ und Grabenkämpfe. Gut gegen Böse, Wir gegen Die und so weiter und so weiter...
Ich glaube nicht, dass man Rowling anhand ihrer Äußerungen Transphobie nachweisen kann, aber man kann ihr durchaus ein Talent für Fettnäpfchen zugestehen und gewisse Dinge fragwürdig finden.
Ihre „Gegner“ erscheinen mir als ziemlich kompromisslos. Im Kern stehen sie für eine richtige und gute Sache ein, denn wenn Menschen wirklich unter Genderinkongruenz/Geschlechtsdysphorie leiden, dann sollte eine Stigmatisierung und Diskriminierung sofort unterbunden und aufgehoben werden, aber dies bedeutet doch im Umkehrschluss nicht, dass man das Thema nicht trotzdem kritisch betrachten darf und nicht jede kritische Nachfrage dazu führen sollte, dass man als transphob dargestellt wird. Noch schlimmer wäre die Unterstellung, dass man rechts (konservativ) wäre.
Man läuft im aktuellen Zeitgeist ständig Gefahr von einer Gruppe in eine Schublade gesteckt zu werden, die meistens nicht passt, zu eng ist und im Prinzip auch eine Stigmatisierung darstellt.
Vielleicht fehlen mir zu J. K. Rowling auch alle Infos, aber die Artikel, die ich bisher dazu gelesen habe, gehen nicht von Transphobie oder Transfeindlichkeit aus, sondern eher von transkritischen Äußerungen aus.
Bin aber natürlich, und so sollten Diskussionen stets geführt werden, offen für andere Meinungen, neue Erkenntnisse und weiterführende Informationen.
Gespannte Grüße
Cliff
P.S. Eine Diskussion auf Augenhöhe wäre mir sehr wichtig. Keine Totschlagargumente in jedwede Richtung bitte! "Du alter weißer CIS Mann" wäre eine Floskel, die ich nicht akzeptieren würde. Ebenso Begrifflichkeiten wie "woke", denn der Ursprung des Wortes verbietet es eigentlich bereits, es als "Kampf-" oder Schimpfwort zu mißbrauchen. Offen und ohne solche Kampfbegriffe zu debattieren wäre hier angebracht.
Seit etwas mehr als fünf Jahren ist dieses Thema auch in meiner Arbeit mit jungen Menschen präsent und hier insbesondere bei jungen Frauen im Alter von 14 bis 18 Jahren. Grundsätzlich gehört es zu meiner Arbeit das Gegenüber zunächst in seiner eigenen Wahrnehmung, Gefühlswelt und Lebenswelt anzunehmen und dies möglichst ohne Wertung.
Allerdings beobachte ich auch eine Art „Trend“ und dies möge nicht falsch verstanden werden, der dazu führt, dass junge Menschen sich aufgrund unterschiedlichster Gründe zu einer bestimmten „Szene“ zugehörig fühlen. Nicht selten entsteht der Eindruck, dass dies nicht unmittelbar aus einer elementaren Geschlechtsproblematik heraus entsteht, sondern vielmehr wie eine Art Individualisierung. Salopp und frech formuliert: „Jeder möchte irgendwie ein Einhorn sein!“
Es gestaltet sich somit, wie in vielen menschlichen Bereichen, schwierig, an dem Thema konkret zu arbeiten und oft bleibt einem nur eine prozessorientierte und vorsichtige Begleitung, bei dem man auf Augenhöhe miteinander kommuniziert.
Zunehmend sehe ich aber auch eine überproportionale Steigerung von „persönlichen Diagnosen“ und Selbstbeschreibungen. Begriffe wie transfluid, non-binär, transgender, genderqueer usw. tauchen inflationär auf und ich muss irgendwie ständig Wörter nachschlagen.
Huch… nun bin ich aber doch weit abgeschweift und dennoch war es mir wichtig, das Thema in dieser Form zu beginnen, um meine Motivation für diese Thematik darzulegen.
Im Zuge der Recherche bin ich dann unweigerlich auf J. K. Rowling und die heiße Debatte gestoßen, allerdings hat mich die Diskussion in vielerlei Hinsicht (noch mehr) irritiert und verwirrt. Es fiel mir sichtlich schwer, hier eine klare eigene Haltung zu finden und selbst nach vielen gelesenen Artikeln unterschiedlichster Herkunft bin ich immer noch etwas hin- und hergerissen!
J. K. Rowling hat sich mehrfach in die Debatte um Transmenschen eingemischt und hierbei aus meiner Sicht eigentlich (nur) eine kritische Haltung eingenommen, allerdings wurde ihr von vielen Seite Transfeindlichkeit oder gar Transphobie vorgeworfen.
Und genau hier hänge ich fest… Jede Seite beharrt auf ihren Standpunkt, es werden Tweets bis auf das letzte Komma seziert, Likes von angeblich fragwürdigen Posts aufgeführt und Aussagen mit Inhalten aufgeladen, die ich nicht unmittelbar nachvollziehen kann.
Also eins scheint mir persönlich klar zu sein: J. K. Rowling ist aufgrund eigener Erfahrungen eine sehr ideologische Feministin und vor allem Schutzräume für Frauen liegen ihr am Herzen. Das ist soweit auch vollkommen in Ordnung, aber nun kommen die Transmenschen ins Spiel. Darf ein biologischer Mann diese Schutzräume betreten, wenn er sich als Frau identifiziert? Hier scheint J. K. Rowling eine sehr klare, vielleicht aber auch übertriebene, Haltung zu haben.
Vermutlich ist dieses Thema, wie so viele aktuelle Themen, von Anfang bis Ende viel zu sehr aufgeladen und beide Seiten bekleckern sich bei der Debatte nicht mit Ruhm. Es entsteht der Eindruck, als ginge es heutzutage nicht mehr um eine Diskussion auf Augenhöhe, sondern vielmehr um „Recht haben“ und Grabenkämpfe. Gut gegen Böse, Wir gegen Die und so weiter und so weiter...
Ich glaube nicht, dass man Rowling anhand ihrer Äußerungen Transphobie nachweisen kann, aber man kann ihr durchaus ein Talent für Fettnäpfchen zugestehen und gewisse Dinge fragwürdig finden.
Ihre „Gegner“ erscheinen mir als ziemlich kompromisslos. Im Kern stehen sie für eine richtige und gute Sache ein, denn wenn Menschen wirklich unter Genderinkongruenz/Geschlechtsdysphorie leiden, dann sollte eine Stigmatisierung und Diskriminierung sofort unterbunden und aufgehoben werden, aber dies bedeutet doch im Umkehrschluss nicht, dass man das Thema nicht trotzdem kritisch betrachten darf und nicht jede kritische Nachfrage dazu führen sollte, dass man als transphob dargestellt wird. Noch schlimmer wäre die Unterstellung, dass man rechts (konservativ) wäre.
Man läuft im aktuellen Zeitgeist ständig Gefahr von einer Gruppe in eine Schublade gesteckt zu werden, die meistens nicht passt, zu eng ist und im Prinzip auch eine Stigmatisierung darstellt.
Vielleicht fehlen mir zu J. K. Rowling auch alle Infos, aber die Artikel, die ich bisher dazu gelesen habe, gehen nicht von Transphobie oder Transfeindlichkeit aus, sondern eher von transkritischen Äußerungen aus.
Bin aber natürlich, und so sollten Diskussionen stets geführt werden, offen für andere Meinungen, neue Erkenntnisse und weiterführende Informationen.
Gespannte Grüße
Cliff
P.S. Eine Diskussion auf Augenhöhe wäre mir sehr wichtig. Keine Totschlagargumente in jedwede Richtung bitte! "Du alter weißer CIS Mann" wäre eine Floskel, die ich nicht akzeptieren würde. Ebenso Begrifflichkeiten wie "woke", denn der Ursprung des Wortes verbietet es eigentlich bereits, es als "Kampf-" oder Schimpfwort zu mißbrauchen. Offen und ohne solche Kampfbegriffe zu debattieren wäre hier angebracht.