Ich kenne das auch aus meinem Bereich. Generell geht die Aufmerksamkeitsspanne zurück sowie die Bereitschaft, Texte zu lesen, die länger als drei Sätze umfassen. Sich mit dem Inhalt zu beschäftigen, darüber nachzudenken, mal die eigene Meinung zurückzustellen und dem anderen eine Chance zu geben, selbst dann, wenn man anderer Ansicht ist ... Kannst Du vergessen.
In Foren wie diesem hier werden - im Idealfall - zu verschiedenen Themen Beiträge gepostet, man tauscht sich aus, andere schreiben ihre Erfahrungen dazu usw. Und hin und wieder kommt sogar mal ein reger Austausch zustande. Dazu muss man aber a) lesen, was der jeweils andere geschrieben hat, b) es verstehen und c) bereit sein, auf dessen Argumente einzugehen.
In den sozialen Netzwerken sieht das in der Regel dann so aus:
A: Ich finde X is scheise weil hat keine Anung weil reich macht dumm
B: geh sterben du ofper
A: Du bist X-Fanboy
C: lol
Außerdem kann man anonym in drei Sekunden irgendetwas rausrotzen und dabei relativ sicher sein, dass es (zumindest für einen selbst) keine Konsequenzen haben wird. Das ist alles sehr viel einfacher, als Zeit und Arbeit in einen Beitrag zu stecken.
Und noch ein Punkt: Sich halbwegs sinnvoll zu irgendeinem Thema zu äußern bedeutet, dass man sich damit beschäftigt hat und auch auskennt. Ganz ehrlich: Wie viele Leute haben heutzutage noch Hobbys, die über "shoppen", "chillen", "zocken" und "Freunde" treffen hinausgehen?
Wenn jemand dann doch mal ein Interessengebiet hat, dann kennt er sich da drin aus und alles andere (inklusive der Erfahrungen von anderen, die von seinen eigenen abweichen) ist uninteressant. Wer lässt sich denn noch alles von den Interessen eines anderen inspirieren, von dessen Musikgeschmack, den Büchern, die er liest usw.?
Genau dazu sind Foren aber da: Dass man sich austauscht und voneinander lernt bzw. sich gegenseitig inspiriert, um den eigenen Horizont zu erweitern ... Okay, das ist jetzt etwas weit gedacht, aber ich denke schon, dass das möglich sein kann. Da in vielen Foren dieser Austausch aber nicht mehr zustande kommt bzw. wenn überhaupt, dann nur im Sinne von "A: Mir gefällt Buch x", "B: Nee, mir nicht. Ich mag Buch y", ohne, dass man z. B. fragt, warum A denn genau dieses Buch gefällt, hat irgendwann auch keiner mehr Interesse irgendetwas zu schreiben. Wenn es eh keinen juck.